Zwei ehemalige amerikanische Botschafter in West- und Ost-Berlin und Trocklands CEO Heskel Nathaniel führen ein Gespräch über Hoffnung, Freiheit und eine „Hall of Peace“.
Frage: Vor fast 30 Jahren, am 22. Juni 1990, wurde der Grenzkontrollpunkt „Checkpoint Charlie“ abgebaut und wegtransportiert. Damit verschwand eines der letzten sichtbaren Zeichen der Teilung. James und John, Sie beide nahmen damals an der Zeremonie teil. Erinnern Sie sich noch an den Moment, als die amerikanische Kontrollbaracke von einem Riesenkran weggehoben wurde?
Bindenagel: Es war ein sehr interessanter Tag, denn an diesem Tag fanden auch die 2+4-Verhandlungen (Anmerkung der Redaktion: Die Verhandlungen der Außenminister der vier Siegermächte sowie der beiden deutschen Staaten machten den Weg zur Wiedervereinigung frei.) in Ost-Berlin statt. Der amerikanische Außenminister James Baker hatte sich damals für dieses Datum entschieden, da der Abbau zum einen perfekt das Ende des Kalten Krieges symbolisierte und zum anderen, um mehr Aufmerksamkeit auf die Verhandlungen zu lenken. Zur Zeremonie hat er seine Amtskollegen der 2+4-Verhandlungen eingeladen, ebenso die militärischen Kommandanten, die Bürgermeister aus Ost- und West-Berlin und Sabine Bergman-Pohl, die Präsidentin der Volkskammer und letztes Staatsoberhaupt der DDR.
Frage: Das Formelle beiseite getan: Was haben Sie damals gedacht? Sie waren ja selbst einmal als Soldat der US-Army in Würzburg stationiert. Als der Kran das Kontrollhäuschen abtransportierte, war damit auch für Sie persönlich der Kalte Krieg vorbei?
Am 22. Juni 1990 entschwebt über den Köpfen der Außenminister der vier alliierten Mächte, Vertretern der Bundesrepublik und der DDR sowie vieler Schaulustiger das Kontrollhäuschen des ehemaligen Grenzübergangs. Beim Festakt spielte die 298th U.S. Army Band. Mit dabei: Tubaspieler Sergeant Jeff Harper (lest seine Geschichte ebenfalls im Blog. Fotocredit: dpa Bildarchiv).
Bindenagel: Natürlich. Im Sinne von 2+4 haben wir alle damals gedacht, dass dieser Checkpoint nicht nur ein Symbol ist. Denn hier standen sich 1961 die Panzer gegenüber und es schwebte die unheilvolle Frage über allem: Könnte ein dritter Weltkrieg anfangen? Am 22. Juni 1990 standen wir plötzlich alle da und sagten, dass wir Frieden wollen.
Frage: Drei Jahrzehnte später sitzen wir hier und Checkpoint Charlie zählt zu Berlins meistbesuchten Touristenzielen. Die Zukunft des Ortes und sein Andenken sind jedoch immer noch unklar. Die Touristen sind da, aber man streitet man sich über die Gestaltung des Geländes. Was glauben Sie, John und Heskel: Wofür steht Checkpoint Charlie für die Leute heute?
Kornblum: Ich würde sagen, dass für die meisten Checkpoint Charlie ein Kuriosum ist. Es ist der letzte Ort, wo man den Kalten Krieg, der übrigens 30 Jahre her ist, nachempfinden kann. Die meisten jüngeren Menschen haben keine Ahnung, was das war. Es gibt Legenden, was da passiert oder nicht passiert ist. Es gibt Filme. So auch einer von Steven Spielberg, der auch am Checkpoint Charlie spielte. Und ich gehe immer wieder zum Checkpoint, um zu schauen, was die Menschen dort tun. Vor rund einem Jahr war ich mit einigen jüngeren Amerikanerinnen da und sie fragten mich: „Warum kommen so viele Leute hierher?“. Ich muss ehrlich sagen, dass ich keine gute Antwort geben konnte. Dieser Ort hat etwas, er strahlt eine besondere Energie aus. Ohne Checkpoint Charlie gesehen zu haben, kann man nicht sagen, dass man in Berlin war.
Frage: Heskel, Sie kamen in den frühen 1990er Jahren nach Berlin, kurz nachdem die Mauer gefallen war. Welche Erinnerungen haben Sie heute daran? Was meinen Sie, warum kommen die Leute zum Checkpoint Charlie? Und wofür sollte der Ort heute stehen?
Nathaniel: Ich war damals Student in London und suchte bei meinem ersten Berlin-Besuch den Checkpoint Charlie auf. Intuitiv sind wir da einfach hingefahren. Ich nahm eine Aufbruchstimmung wahr, eine Veränderung. Etwas war mit Gewalt geschlossen worden, unter Druck, und plötzlich war es offen. Heute sehe ich, dass der Checkpoint Charlie immer noch eine Wunde ist. Und es ist kein Zufall, dass 30 Jahre nach dem Mauerfall, nachdem so viel in der Stadt gebaut wurde, diese zwei Grundstücke immer noch unbebaut sind. Wir reden über eine Kreuzung, die die Welt gespalten hat, physisch wie auch ideologisch. Diese Energie, wie John sagt, die herrscht noch auf diesem Grundstück. Man spürt es, wenn man vorbeifährt oder läuft, dass irgendwas noch nicht vollkommen, noch nicht geschlossen ist.
Frage: James, Heskel beschreibt, dass der Checkpoint Charlie als Symbol für einen tieferen ungelösten Konflikt steht. Wenn man heute den Checkpoint Charlie besucht, erlebt man eine karnevalsähnliche Atmosphäre. Schauspieler in Uniformen posieren für 2 Euro pro Foto mit Touristen. Die Rolle der USA für den Checkpoint scheint runtergespielt worden zu sein. Warum glauben Sie ist das so?
Bindenagel: Dieser Konflikt, den Heskel ansprach, waren in Wirklichkeit zwei ideologische Konflikte mit einer Million Soldaten und Atomwaffen auf beiden Seiten. Unsere damalige Angst ist gewichen. Die Frage ist: „Wie kam es dazu, wie wurde es gelöst?“. Meine Master-Studenten in Bonn sehen die Welt in einer systematischen Fluidität. Sie sehen die heutigen Konflikte – in der Ukraine, Syrien etc. – und sagen „Eine Lösung ist möglich, genauso wie am Checkpoint“. Wie konnten diese sechs Minister am Checkpoint Charlie stehen und sagen „OK, wir verhandeln jetzt dieses 2+4-Abkommen, denn wir wollen eine friedliche Lösung. Eduard Schewardnadse (Anmerkung Red.: damaliger Außenminister der Sowjetunion) sagte damals: „Wenn alle Soldaten weg sind, dann werden wir Frieden haben.‘‘ Wie konnte das sein? Checkpoint Charlie zeigt, dass es möglich ist, eine friedliche Lösung eines großen Konflikts herbeizuführen.
Frage: John, Checkpoint Charlie steht als Beispiel für Frieden ohne Gewalt. Heskel sagt auch, dass die Wunde noch nicht geheilt ist als Symptom eines tiefer greifenden Streits. Stimmt das? Ist der Checkpoint Charlie nicht auch eine Warnung an unsere heutige Zeit?
Kornblum: Nein, das würde ich nicht sagen. Hier herrscht eine Symbolkraft, die nicht immer gesehen wird – genau das ist mein Anliegen an den Checkpoint Charlie. Der Ort steht nicht für Konfrontation, wie viele meinen, sondern für Einigkeit und Loyalität. Loyalität der westlichen Alliierten zu Deutschland. Checkpoint Charlie war der letzte Punkt zwischen Ostsee und Adria, wo Menschen frei und ohne Kontrolle rein und raus konnten. Das war möglich, weil die Westmächte – allen voran die Vereinigten Staaten – im Herbst 1961 auf die freie Zufahrt in und aus dem sowjetischen Sektor bestanden. Dafür waren wir bereit zu kämpfen.
Deshalb war der Tag mit dem Panzer so wichtig. Nur so haben die Russen verstanden, dass sie nicht mit uns spielen konnten. Wir hatten das Recht, in den Ost-Sektor der gemeinsam Stadt Berlin zu fahren und wir wollten dieses Recht auch ausüben. Ins Heute übertragen, gibt es in Deutschland viele Zweifel und Sorgen und Europa sieht sich zwischen China und den USA reingequetscht. Das stimmt so nicht! Europa und Amerika sind der Westen. Wir sind der Mittelpunkt und nicht irgendwie reingequetscht. Checkpoint Charlie sollte für Deutschland der Beweis sein, dass der Westen immer da war, als Nachkriegsdeutschland das brauchte. Ich war drei Jahre lang, wie solle ich das sagen, der zivile Befehlshaber vom Checkpoint Charlie. Wir haben uns damals sehr bemüht, dieses Tor offenzuhalten. Das für mich ist die wirkliche Bedeutung von Checkpoint Charlie.
Frage: Heskel, John spricht über die US-Rolle für den Frieden, für Deutschland und Europa während des Kalten Krieges. Heute wird am Checkpoint Charlie das Andenken daran in unpassender Weise mit Schauspielern begangen. Es ist mehr eine Bespaßung, eine Veräppelung der Geschichte. Warum ist diese Leistung vergessen?
Nathaniel: Ich sehe es ebenso, wie John es beschrieben hat. Das ist ein Standort, der aus amerikanischer Sicht das Tor der freien Welt war. Ohne die amerikanische Intervention am Checkpoint Charlie hätten wir heute kein freies Deutschland und wiedervereintes Berlin. 30 Jahre danach denken die Menschen nicht mehr unbedingt daran, andere wiederum haben ihre ganz eigene Sichtweise darauf. Was wir heute dort sehen, ist nur eine Zwischenlösung, die Wunde ist noch da. Gestern war ich wieder dort. Es ist einfach unbeschreiblich. So viele Menschen kommen dorthin und erwarten irgendwas, wollen die Vergangenheit nachempfinden. Deshalb ist es notwendig etwas zu schaffen, das eine Geschichte erzählt.
Frage: Eine Zwischenlösung ist eine gute Beschreibung der momentanen Situation am Checkpoint Charlie. Bevor wir uns der Zukunft des Platzes widmen, ich würde von James etwas über die jetzigen amerikanisch-deutschen Beziehung wissen. Die USA definieren ihre Beziehung zum NATO-Partner Deutschland neu, fordert mehr Unterstützung und Geld für die Sicherheit Europas. Das ist hier in Deutschland sehr umstritten. Könnte das in irgendeiner Weise für die Zukunft des Checkpoint Charlie relevant sein?
Bindenagel: Ich schließe mich Johns Kommentaren an. Der Checkpoint Charlie als Symbol für die Freiheit ist immer noch sehr wichtig. Wir Amerikaner haben sie garantiert. Aber denken wir auch an Deutschland. Die Bewegung der Freiheit führte am 9. Oktober 1989 in Leipzig zur friedlichen Revolution. Bezogen auf den Checkpoint Charlie und die transatlantischen Beziehungen ist heute die Anknüpfung daran aus unserer Sicht nicht mehr so stark. Sie fokussiert sich mehr auf das Finanzielle. In unseren Beziehungen sollten wir darüber reden, dass die friedliche Revolution und die Einheit Deutschlands durch die gemeinsame Arbeit an den Sicherheitsfragen möglich waren. Heute müssen wir weitergehen und sagen, dass mehr für die Sicherheit Europas und auch Deutschlands getan werden muss. Wie John sagte, standen wir für Freiheit. Das sollte auch in Zukunft so sein, dazu müssen wir neben der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und den Klimafragen auch Sicherheitsfragen einbeziehen. Und das kostet Geld.
Gespannte Stimmung zwischen den Supermächten im Herzen Berlins wenige Wochen nach dem Mauerbau. Sowjetische (T 54) und amerikanische (vorn) Panzer standen sich am 28.10.1961 an der Sektorengrenze in der Friedrichstraße gegenüber. (Fotocredit: picture alliance/dpa)
Frage: Heskel, Sie kamen nach Deutschland in den frühen 1990er Jahren und sind hier geblieben. Deutschland steht traditionell im Mittelpunkt zwischen Ost und West und spielt diese Rolle seit der Bismarckschen Außenpolitik. Heute gibt mehr Ost-West Spannungen als vorher. Wie ernsthaft ist das und was für eine Rolle spielt es, wenn überhaupt, am Checkpoint Charlie?
Nathaniel: Diese Spannungen sind kein deutsches Phänomen. Wir sehen das heute überall. In Großbritannien, USA, Saudi-Arabien. Nennen Sie mir eine Stadt, in der momentan keine Konflikte vorhanden sind. Berlin ist ein Teil davon. Was ich hier sehe ist, dass extreme Seiten wachsen und die Toleranz schrumpft. Das spiegelt sich auch in den Wahlen und in der allgemeinen politischen Situation wider. Als ich herkam, gab es zwei große Parteien, die SPD und die CDU. Gemeinsam repräsentierten sie vielleicht 80 Prozent der Bevölkerung. Jetzt kommen sie zusammen vielleicht auf 30 Prozent. Für mich bedeuten rechte und linke Extreme im Endeffekt dasselbe. Dahinter ist dieselbe Energie. Ich habe recht und die anderen nicht. Das ist genau die Situation, die wir jetzt weltweit sehen, in der Kräfte gegeneinander stoßen: Wohlhabende und weniger Wohlhabende, Menschen unterschiedlichen Glaubens, unterschiedlicher Hautfarbe, unterschiedlicher Ideen. Dazu die Geschwindigkeit von Veränderungen. Da ich bin ein positiver Mensch bin, sehe ich das als einen Schritt in eine neue Welt.
Frage: Heskel, Sie haben die heutige Gestaltung des Checkpoint Charlie als Zwischenlösung bezeichnet. Was wäre eine bessere Lösung?
Nathaniel: Ich würde dort gern einen Standort sehen, der Menschen anzieht, der ein Ort der Hoffnung ist, eine „Hall of Peace“. Das gilt auch für die Art und Weise, wie alle Beteiligten – von der Planung über Politik bis zu den Nutzern – diesen Ort gestalten, mit welcher Energie und Denkweise sie das Projekt umsetzen. Wie die Architektur am Ende aussieht, was in dieser „Hall of Peace“ genau passiert, das weiß ich jetzt noch nicht. Ich würde mir sehr wünschen, dass es ein Standort wird, der in den Berlinern, egal wo sie herkommen, aus Zehlendorf oder Köpenick, das Gefühl erweckt, das ist ihre Story. Dass sie sich mit dem Ort identifizieren können, dass sie darauf stolz sind. Wenn wir es schaffen, dass alle mit dieser Denkweise an dem Projekt arbeiten – und sind ist Hunderte, wenn nicht Tausende – dann haben wir es geschafft. Das ist wie eine Hochzeit. Wir sind im Endeffekt nur Verwalter. Wir koordinieren, wir arbeiten, wir bringen die Ideen. Wir sind vorübergehend da, um irgendwas zu kreieren, was am Ende bleibt, während wir vielleicht eines Tages nicht mehr da sind.
Frage: Eine Hochzeit zu planen ist häufig kompliziert, vor allem, wenn es eine auf einem sehr bekannten, offenen Platz mit vielen Teilnehmern ist. Glauben Sie, dass es trotzdem gelingt, alle Meinungen an einen Tisch zu bringen ist, um eine denkwürdige Lösung für den Checkpoint Charlie zu erreichen?
Nathaniel: Das ist unsere Aufgabe. Das geht nur mit viel Geduld, Leidenschaft, Liebe und Toleranz. Was wir im Endeffekt dort kreieren wollen, mit genau diesen Zutaten müssen wir arbeiten. Martin Luther King hat einmal gesagt: „The means you use must be as pure as the ends you seek.“ Wenn wir einen Standort für Frieden, Hoffnung und Toleranz schaffen wollen, so müssen wir genau mit dieser Denkweise vorangehen. Die Wunde wird nur geheilt, wenn eine kritische Masse Beteiligter mitgeht und wir nicht gegeneinander agieren. Wir arbeiten schon seit vier Jahren an diesem Projekt und immer, kurz bevor wir zu einer Lösung kommen, ereilt uns ein Rückschlag. Ganz so, als ob unsichtbar gesteuert wird, bis die richtige Lösung gefunden ist.
Frage: Was würden Sie den Skeptikern sagen, die dagegenhalten, dass eine Entwicklung das Platzes unwürdig ist?
Nathaniel: Eigentlich würde ich mich freuen, persönlich von jedem Kritiker, von jeder Person mit einer Idee zu hören und mir diese mitzuteilen. Ich kann, und das gilt für mein ganzes Team, von jeder Idee, jedem Gedanken oder Kritik, viel lernen. Was zählt ist die Motivation hinter dieser Kritik. Wenn es nur Kritik um der Kritik willen ist, wird das uns nicht helfen. Aber neue Ideen, die helfen, Lösungen zu finden, ist positive Kritik. Damit können wir arbeiten.
Frage: Kommen wir nun zum Ende unseres Gesprächs. Meine letzte Frage: Wenn Sie selbst Checkpoint Charlie planen könnten, wie sollte es dort aussehen. James?
Bindenagel: Ich möchte die Idee der Hochzeit aufgreifen, eine Hochzeit der Geschichte und der Zukunft. Geschichte ist nicht nur ein Erinnerungsstück, sie ist auch Teil einer lebendigen Stadt. Wie John sagte, es ist wirklich ein symbolischer Ort für viele, die sagen: „Ja, da waren wir damals. Und hier sind wir jetzt.‘‘ Wir sind für Freiheit, für Selbstbestimmung, für Souveränität und für den demokratischen Weg. Das ist – und das ist das Symbolhafte – die moderne Stadt. Eine moderne Stadt mit jungen Menschen. Das muss sich in der zukünftigen Gestaltung widerspiegeln.
John Kornblum (links): „Checkpoint Charlie war nicht, wie einige meinen, ein hässliches Zeichen des Kalten Krieges, es war genau das Gegenteil. Es war ein Zeichen von Hoffnung im Kalten Krieg in West-Berlin.“ (Fotocredit: Trockland)
Frage: John?
Kornblum: Eigentlich haben wir alles schon gesagt. Ich würde vor allem das Wort Hoffnung unterstreichen. Checkpoint Charlie war nicht, wie einige meinen, ein hässliches Zeichen des Kalten Krieges, es war genau das Gegenteil. Es war ein Zeichen von Hoffnung im Kalten Krieg in West-Berlin. Die Westsektoren von Berlin glichen fast 50 Jahre einer belagerten Insel, die Hoffnung für Freiheit und Zukunft ausstrahlte. Dieses Gefühl von Hoffnung muss immer wieder erneuert werden, da immer neue Herausforderungen aufkommen. So auch jetzt, denn wir sind in einer Phase des Pessimismus. Berlin, und vor allem Checkpoint Charlie, sollte ein Symbol der Hoffnung sein.
Frage: Heskel, das letzte Wort.
Nathaniel: Wenn wir über die Architektur, das Physische sprechen, also wie es dort einmal aussehen soll, so möchte ich einen Landmark schaffen, das Kraft und ein gewisses Selbstbewusst transportiert, gleichzeitig aber Demut ausstrahlt. Wenn wir das hinbekommen, wäre es sehr schön. Ein Ort der Herausforderung, der zeigt, dass hier etwas überwunden wurde. Dass man nun nach vorne schaut, stolz ist. Aber mit Demut.
Frage: James, John und Heskel, vielen Dank für das Gespräch und Ihre Zeit.
Die Gesprächsteilnehmer
James D. Bindenagel war amerikanischer Diplomat und leitet heute das Center for International Security and Governance (CISG) an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, wo er auch die Henry-Kissinger-Professur innehat. 1989 bis 1990 diente er als leitender Diplomat in der amerikanischen Botschaft in Ost-Berlin. 1996 und 1997 leitete er als Geschäftsträger a.i. die Bonner US-Botschaft. Während seiner Amtszeit verhandelte er die erweiterte Mitgliedschaft Deutschlands im NATO-Bündnis.
John Kornblum war amerikanischer Diplomat und ist heute als Geschäftsmann tätig. Er wohnt in Berlin und war von 1997 bis 2001 US-Botschafter in Deutschland. In den 1980er Jahren hat er den Gefangenenaustausch auf der Glienicke Brücke organisiert, unter anderem für den sowjetischen Dissidenten Anatoli Scharanski. Er war mitverantwortlich für Ronald Reagans berühmte Worte „Tear Down This Wall‘‘ während seiner Rede am 12. Juni 1987 in Berlin und Mitgestalter des Dayton-Friedensvertrages.
Heskel Nathaniel ist Mitbegründer, Partner und CEO von Trockland. Gebürtig in Israel, verbrachte er seinen Studienjahre in London. Seit 1992 ist er am deutschen Immobilienmarkt tätig und realisierte tausende Wohneinheiten in Berlin, Brandenburg und weiteren deutschen Städten. 17 Immobilienprojekte – bereits erstellt, in Bau oder noch in Planung – hat Trockland seit Gründung 2009 initiiert.